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Deutsch-russisches Projekt / Massenmedien und Toleranz / Arbeiten der Wettbewerbsteilnehmer Christina Demen'shina "Fremd unter den seinen"
Das deutsche Theater "Karussell" beleuchtet die Probleme von Aussiedlern. Ich will heiraten. Und je schneller, desto besser. Eine Deutsche. Meine Kinder sollen Deutsche sein. In Russland hat man mich einen Faschisten geschimpft. In Deutschland nennen sie mich hinter meinem Rücken Russe, - sagt Andrei, einer der Personen des Stückes «Leidenschaften über Deutschland», das vor kurzem in den Jekaterinburger Kammerspielen gezeigt wurde.
Es ist die tragische Geschichte von Jungen und Mädchen, die zusammen mit ihren Eltern, ethnischen Deutschen, nach Deutschland emigrieren mussten. Es zeigte sich, dass das Leben im Ausland überhaupt nicht schön ist. Sie können sich nicht in die andere sprachliche und kulturelle Umgebung einleben. Sie sind fremd. Die Enttäuschung zieht die Aggression nach sich, den Hass auf alles, was mit deutscher Geschichte und Kultur verbunden ist. Und das Ergebnis sind noch größere Schwierigkeiten.
Das Stück Michaels Bartenews "Leidenschaften über Deutschland" basiert auf realen Geschichten, die dem Autor junge Aussiedler erzählt haben, und auf Materialien soziologischer Forschungen. 2003 ist das Stück des Moskauer Dramatikers von Regisseur Renat Safiullin nicht in einem russischen, sondern einem deutschen, dem Theater " Karussell " inszeniert worden. Musik, Lieder, Plastik und Tanz nähern den Charakter der Bühnenhandlung einem Musical an. - Nach der Statistik wird jedes dritte Verbrechen in Deutschland von Russlanddeutschen begangen. Heute sind die Aussiedler eine Katastrophe für das Land. In dieser Inszenierung wollte ich in erster Linie den Deutschen erklären, warum das geschieht, wollte aufzeigen, wie die Emigranten in Deutschland leben und was sie fühlen, erzählt Renat Safiullin.
Die Handlung des Stückes spielt in einer russischen Disko, wo ein russischer Emigrant, «ein alter Hase», russischsprachige Jugendliche mit synthetischen Drogen versorgt. Die Zuschauer "durchleben" nur 24 Stunden aus dem Leben von Dima, Wassja, Andrej und Swetlana, aber das ist völlig ausreichend, wie der Regisseur behauptet, um die ganze Geschichte der jungen Leute zu erfahren. Eine andere Sujetlinie sind die wechselseitigen Beziehungen zwischen Mann und Frau: ein deutsches Mädchen hat sich wegen der Liebe zu einem Emigranten die Venen aufgeschnitten. In Russland läuft die Vorstellung auf Deutsch mit Untertitelung.
- Ich habe mit den Schauspielern zusammen die russischen Diskos in Berlin besucht, flog für ein paar Wochen nach Moskau. Wir studierten sorgfältig die russische Mentalität, erklärt der Regisseur, der wegen der Erkrankung eines Schauspielers selbst in der Vorstellung spielen musste. Mit der Rolle des Emigranten ist er leicht zurechtgekommen, da er schon 15 Jahre in Deutschland lebt und arbeitet.
Nach der Vorstellung sind die Schauspieler und der Regisseur auf die Bühne gekommen, um die Fragen der Zuschauer zu beantworten. Wie sie erzählt haben, ist das Problem der Aussiedler in Deutschland in der Realität noch schlimmer als ist im Stück aufgezeigt. Zum Beispiel haben jetzt in den deutschen Gefängnissen die Russen das "Sagen", und nicht die Türken, wie es früher war. Nach Meinung der Schauspieler ist eine Integration über Auseinandersetzung der einzige Ausweg aus der momentanen Situation. Nach Jekaterinburg wurde die Vorstellung «Leidenschaften über Deutschland» in Omsk, Nowosibirsk und Krasnojarsk gezeigt. Christina Demen'shina
Übersetzung aus dem Russischen durch Herrn Alexander Kahl
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