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Deutsch-russisches Projekt / über das Projekt

Heiko Fritzsche und das Projekt


Mit Russland verbinden mich lange Jahre. Ich habe noch zu Zeiten der Sowjetunion am MGIMO studiert. Nach dem Studium kehrte ich 1992 nach Russland zurück und vertrat den VDA e.V.  (Verein für deutsche Kulturbeziehungen im Ausland e.V.) bis 1997 in der Wolgaregion. Im Anschluss daran wirkte ich für die gleiche Organisation zugunsten der Russlanddeutschen in Moskau und zeichnete verantwortlich für das Territorium aller GUS Staaten und der Länder des Baltikums.

Seit Februar 2005 bin ich als RTA (Regional Twinning Assistent) oder wie man einfacher im Russischen sagt als Projektkoordinator im Rahmen des durch die EU geförderten Projektes zur Entwicklung neuer Mechanismen des Zusammenwirkens staatlicher Stellen und der Institutionen der Zivilgesellschaft mit dem Ziel der Förderung der Toleranz gegenüber ethnischen, religiösen und sprachlichen Minderheiten in Jekaterinburg tätig.

Man könnte denken, dies ist für jemanden mit vielen Jahren Erfahrung in Russland ein einfacher Auftrag. Dem kann ich mich nach den gemachten Erfahrungen allerdings nicht anschließen.

Russland hat sich stark verändert im Vergleich zu dem Russland, dass ich noch 1999 gut zu kennen glaubte. Eine neue Region, die ich nur vom Hörensagen kannte, stellte auch für mich eine neue Herausforderung dar.

Zunächst bedeutete dies für mich im Rahmen des Projektes, eine große Menge neuer Menschen kennen zu lernen. Es bedeutet aber auch, mich mit den neuen gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen in der Region vertraut zu machen.

Toleranz kann man nicht kaufen, man kann sie weder messen noch wiegen. Ich kann Toleranz nicht fotografieren und allen zeigen, wie schön sie doch ist. Noch weniger kann ich Toleranz anweisen. Toleranz ist für mich eine Lebenshaltung, ein Ausdruck von persönlichen Werten und Vorstellungen, die es mir gestatten, andere Menschen zu achten, auch wenn deren Meinungen und Interessen nicht mit meinen übereinstimmen.

Wissen und Informationen sind grundlegend, um zu verstehen und um tolerant zu sein. Es war wichtig, Wissen und Informationen zu vermitteln und ich sah mich als das Bindeglied, dies zu ermöglichen.

Vieles wurde erreicht, aber kann man damit zufrieden sein? Meine persönliche Antwort lautet nein. Es wurde über Vieles gesprochen, es wurde über Vieles nachgedacht. Hier sollte man weiterarbeiten.

Meiner Ansicht nach, ist nun der Punkt gekommen, an dem Vereinbartes zu verwirklichen ist, auch wenn dies ohne Begleitung durch deutsche Experten erfolgt.

Ich würde mir wünschen, dass dabei auch die besprochenen neuen Wege beschritten werden. Neues erfordert Mut, Neues birgt Risiken, aber wer nicht mutig und auch bereit ist, ein gewisses Risiko einzugehen, manchmal auch gegen Widerstände zu kämpfen, sorgt für Stillstand.

Für Neues wird man nicht nur Anerkennung finden, sondern auch Kritik und das finde ich gut, denn Kritik bringt uns zum Nachdenken und zu einer selbstkritischen Haltung. Sie fördert Veränderungen und lässt wiederum Neues entstehen.

Für Neues brauche ich Verbündete und wir haben im Laufe von 18 Monaten diese Verbündeten getroffen, die mit ihrer Arbeit, mit ihrem persönlichen Engagement zum Wohl aller Menschen beitragen.

Ich hoffe sehr, dass diese Kraft in einem vertrauensvollen gleichberechtigten Miteinander von Staat und Gesellschaft genutzt werden wird und alle, auch alle Minderheiten davon profitieren werden. Denn bietet der Staat Schutz und freie Entwicklungsmöglichkeiten für alle, so gewinnt die Gesellschaft durch noch nicht genutzte Potentiale, die in der Vielfalt verborgen waren und erlangt selbst Stärke sowie Akzeptanz und Achtung seiner Bürger.


Den deutschen Experten möchte ich danken für ihre Bereitschaft, zusätzlich zum normalen Arbeitsalltag in Deutschland, die Aufgaben im Rahmen des gemeinsamen Projektes professionell und mit sehr großem persönlichen Einsatz erfüllt zu haben. Dabei konnten weder Entfernungen noch eisige Kälte stören.

Den russischen Experten möchte ich danken für das mir entgegengebrachte Vertrauen in der gemeinsamen Arbeit, die Hilfe, die bei Fragen und Problemen geleistet wurde. Ich sage auch „iswenite“, für meine Ungeduld und für meine spitze Zunge.

Zum Abschluss ein letzter Wunsch. Kontakte und Meinungsaustausch sind für alle wichtig und ich wünsche mir, dass die entstandenen Kontakte durch regen Meinungsaustausch noch lange über das Projekt hinaus bestehen werden. Gern stehe ich hierfür als Mittler für beide Seiten auch weiterhin zur Verfügung.

Ihr
Heiko Fritzsche



 
 
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