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Deutsch-russisches Projekt / über das Projekt

Walter Taglieber und das Projekt


Diese Arbeit war die beste, die mir je gelungen ist.

Seit 1995 leite ich pädagogische Seminare mit Lehrerinnen uns Lehrern. Ich habe in vielen Städten Brandenburgs gearbeitet, bis ich 1997 im Berliner Landesinstitut für Schule und Medien (LISUM) die Leitung der AG Gewaltfreie Schulkultur angeboten bekam.

Mit meinen Kolleginnen und Kollegen gründete ich die Arbeitsgruppe >pax an!<, und wir bildeten verstärkt die Berliner Lehrer aus in Schulmediation, Konfrontativer Pädagogik, Anti-Mobbing-Strategien und Sozialem Lernen.

Als ich dann 2004 gefragt wurde, ob ich an einem Toleranzprojekt in Russland teilnehmen wollte, sagte ich spontan zu, ohne irgendetwas über Jekaterinburg oder gar die weiteren Bedingungen zu wissen.

Ich war in bester Bedeutung des Wortes  l e i c h t s i n n i g.

In der ersten Vorstellungsrunde des ersten Seminartages stellten sich die Teilnehmer z.B. als promovierte Psychologin vor, als Inhaberin des Lehrstuhls für Konfliktforschung. Ein anderer war Philosoph, Autor des Buches “Das Wesen des Individuums“.  Vor soviel Intelligenz und wissenschaftlicher rutschte ich innerlich tief in meinen Stuhl und hoffte, die Woche  schadlos zu überstehen. Was soll ich denn diesen Menschen beibringen können?

Aber meine Angst stellte sich als unbegründet heraus. Denn trotz des hohen Bildungsgrades und der ausgesprochen wissenschaftlich geprägten Denkweise passten unsere Angebote wider Erwarten gut in ihre Arbeitswelt. Soziometrische Aufstellungen, wechselnde Arbeit in Kleingruppen, Rollenspiele, Plakatgestaltungen, Dreierberatungen, effektive Trainings im Fishbowl, Video- und DVD-Vorstellungen und nicht zuletzt Visualisierung durch buntes Papier eröffneten ihnen neue Gedankenfelder und neue Methoden.

Mit täglichen ritualisierten Feedback-Runden am Ende jeden Tages kam die gegenseitige Wertschätzung zum Ausdruck. So konnten sie einerseits stets ihre Zufriedenheit und ihre weiteren Wünsche vorbringen, andererseits wussten wir immer über den Zustand der Gruppe Bescheid.

Bei den Präsentationen, die die Teilnehmer zu Erlangung des Zertifikats vorführen mussten, erkannte ich mit Stolz und Zufriedenheit meinen Einfluss und meine Handschrift.

Nach vier Wochen, am endgültigen Ende des gesamten Projekts, waren wir alle sehr stolz auf uns und nahmen nach einer heftigen Feier mit fetter Wurst und viel Wodka gerührt Abschied.

Es war die beste Arbeit, die mir je gelungen ist.