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Deutsch-russisches Projekt / Interethnische Beziehungen, Migration und Integration / INTEGRATIONSPOLITIK

Seminar „Integrationskonzept“


Seminar „Integrationskonzept“ 05.04. bis 07.04.06

Vereinbart war mit der russischen Seite, in einem 3-tägigen Seminar Grundlagen für ein Integrationskonzept zu erarbeiten. Dafür hatten wir zwei große Zielsetzungen vorgegeben:

- Erarbeitung methodischer Schritte für eine Konzeptentwicklung
- Erstellung einer Grobgliederung für ein Integrationskonzept

Wir haben während der ganzen Zeit versucht deutlich zu machen, dass es nicht unsere Aufgabe und auch nicht sinnvoll sein kann, von deutscher Seite ein Integrationskonzept mehr oder weniger vorzugeben. Die Erarbeitung kann nur durch die russische Seite selbst erfolgen, unsere Hilfestellungen sind fachliche Inputs und methodische Anleitungen. Diese Linie konsequent zu verfolgen, erwies sich als durchaus schwierig, der Wunsch nach umfangreichen Ausführungen und fertigen Rezepten war immer wieder zu spüren. Wir haben unsere methodische Anlage weitgehend durchgehalten, sind aber den Erwartungen durch längere Inputs in gewisser Weise gerecht geworden.

Erste Arbeitseinheit
Das erste Modul stand unter der Fragestellung „Was wollen wir erreichen?“ und war dem Thema Visionen, Leitlinien und Ziele gewidmet. Zunächst wurden abstrakt die Begriffe definiert und insbesondere die Konkretheit und Notwendigkeit von Zielen dargestellt. Inhaltlich gefüllt wurden die Begriffe mit Beispielen kommunaler Integrationskonzepte, der Vorstellung verschiedener Dimensionen von Integration und konkreter Beispiele von Zielkaskaden von der Vision bis zum Handlungsziel.

   

Die Arbeit in Arbeitsgruppen gestaltete sich am Anfang schwierig. Es wurden weniger Leitlinien erarbeitet als Szenarien etwa der demografischen Entwicklung und möglicher politischer Reaktionen bzw. sehr allgemeine Leitvorstellungen. Etwas konkreter wurde es in der zweiten Runde, als die Arbeitsgruppen zu Zielen an den beispielhaften Feldern Gesundheit/Soziale Versorgung bzw. Wohnen/Sicherheit gearbeitet haben. Hier wurden durchaus Ziele formuliert, die für eine künftige Integrationskonzeption von Bedeutung sind.

Zweite Arbeitseinheit
Im zweiten Modul ging es um die Frage „Wie ist die Situation?“, also um eine beispielhafte Bestandsaufnahme der Ist-Situation. Nach einer breiten Einführung, die auch Fragestellungen aus der deutschen Verwaltungsreform und Themen der Sozialberichterstattung beinhaltet hat, haben sich zwei Arbeitsgruppen am Beispiel der Themen Bildung und Arbeit in einer Bestandsaufnahme versucht. Die Diskussion war deutlich lebhafter und ergiebiger als am Vortag, das Ergebnis war eine Mischung aus Elementen für eine Bestandsaufnahme wie schon sehr konkreten Vorschlägen.

Dritte Arbeitseinheit
Das nächste Modul war die Frage „Was wollen wir tun?“ gewidmet, es ging also um die Maßnahmeplanung für die einzelnen Politikfelder. Im Input haben wir wie vorgesehen beispielhaft Maßnahmen vorgestellt, haben dann aber wegen spürbarer Unsicherheit kurzfristig ein exemplarisches Integrationskonzept spontan entwickelt.


Dies war deshalb notwendig, weil sonst die Zusammenhänge verloren gegangen wären und weil immer wieder deutlich wurde, dass Bezüge zu den parallelen Diskussionsprozessen um Monitoring/Migrationsbericht und zum Vernetzungskonzept hergestellt werden mussten. Dies hat im weiteren Arbeitsprozess zu einer größeren Sicherheit geführt.

Die Arbeit in den Arbeitsgruppen hat sehr konkrete Ergebnisse wiederum an den Beispielsfeldern Bildung und Arbeit erbracht.


Vierte Arbeitseinheit
Der nächste Schritt nahm die Fragestellung „Wie wollen wir es tun?“ auf, es ging also um Strukturen und Prozesse, die sowohl für die Erarbeitung eines Integrationskonzeptes wie auch für deren Realisierung notwendig sind. Dieses Thema war sehr nahe an den Bedürfnissen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, an Beispielen verschiedener deutscher Kommunen wurden unterschiedliche Strukturen aufgezeigt. Unsere bildlichen Darstellungen von Projektorganisation für den Prozess der Erarbeitung wie auch die Organigramme struktureller politischer und verwaltungsmäßiger Verantwortung wurden lebhaft nachgefragt und diskutiert. Das Thema Interkulturelle Öffnung der Verwaltung bzw. Toleranzförderung und entsprechender Schulungen kam gleichfalls zur Sprache.


In zwei Arbeitsgruppen wurden Vorstellungen entwickelt, wie die Beteiligung am Prozess der Konzepterstellung zu organisieren wäre und wie ein politisch verabschiedetes Konzept umgesetzt werden könnte.  Deutlich wurde jedenfalls der Wunsch, am weiteren Prozess beteiligt zu bleiben.

Fünfte Arbeitseinheit
Das letzte Modul nahm die Frage „Was brauchen wir dafür?“ auf. Hier ging es um methodische Hilfestellungen für Veränderungsprozesse, um eine systematische Zielentwicklung und Maßnahmeplanung und insbesondere um die Entwicklung von Indikatoren, um Controlling und Evaluation. Hier war noch mal ein ganz starker Anknüpfungspunkt zum Thema Migrationsberichterstattung und Netzwerkstrukturen.

In abschließenden Arbeitsgruppen wurden Erwartungen und Vorschläge an das weitere Vorgehen formuliert mit folgenden Ergebnissen:

- Beteiligung der Teilnehmenden an der Ausarbeitung und Implementierung eines 
  Integrationskonzeptes
- Eine Fortsetzung des Seminars und weitere Arbeit in Arbeitsgruppen
- Den Kreis der Beteiligten bestimmen, die das Integrationskonzept erstellen sollen
- Eine interdisziplinäre Zusammensetzung bei der Konzepterstellung
- Wunsch der Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer an der weiteren Mitwirkung
- Wunsch nach einer detaillierten Erarbeitung mit einem konkreten Programm und der Schaffung
   einer Lobby für die Themen Migration und Integration