Deutsch-russisches Projekt / Toleranz in der Bildung / Fortbildungsseminare / Mediationsseminare in Swerdlowsk
31. 10. 2005 –04. 11.2005
Unser Seminar fand vom ersten Tag an im IRRO statt. Es waren 20 Teilnehmer/innen zugelassen, anwesend waren jedoch bereits am Montag 22 Personen. Die Gruppe setzt sich aus Lehrerinnen aus verschiedenen Schulstufen und Einsatzorten, Psychologinnen sowie Dozent/innen des IRRO zusammen. Am Mittwoch kamen noch zwei Teilnehmerinnen aus Nischni Tagil dazu. Sie hatten die Erlaubnis, am Seminar teilzunehmen, zu spät erhalten. Eine Teilnehmerin nahm nur einen Tag am Seminar teil und kam ohne Erklärung nicht wieder. Alle anderen blieben über die Dauer beider Seminarwochen und beteiligten sich sehr engagiert.
Das Programm der ersten Woche umfasste den Themenbereich Prävention mit den 7 Handlungsfeldern des sozialen Lernens:
- Kennenlernen,
- Kooperieren,
- Ichstärkung,
- Umgang mit Gefühlen,
- Regeln erarbeiten und Klassenrat,
- Konfliktlösung,
- Geschlechterrolle
Wir legten großen Wert auf handlungsorientiertes Vorgehen mit ausbalancierten Anteilen von Theorie und praktischen Übungen. Dieser Ansatz löste anfänglich bei einigen Teilnehmer/innen Irritationen aus, denn es wurde immer wieder einmal nach wissenschaftlichen Hintergründen gefragt. Dass allerdings der kommunikative, praxisbezogene Ansatz insbesondere den Lehrerinnen von großem Nutzen sein kann, wurde von den Kolleginnen aus den Schulen bestätigt. Sie nahmen unsere Angebote begeistert auf und setzten sie nach Ablauf der ersten Woche in ihren jeweiligen Klassen sofort um.
Ein Tag dieser Woche war dem Thema interkulturelle Begegnungen gewidmet. Der Frage, wie man Toleranz schafft, wurde durch anschauliche, provozierende Rollenspiele begegnet. Da am Seminar Armenierinnen, eine Tatarin und Russ/innen teilnehmen, war diese Herangehensweise besonders effizient, denn sie löste bei vielen Teilnehmer/innen tiefe Betroffenheit aus. Erfahrbar gemacht wurden Haltungen wie Ausgrenzung, Vorverurteilung und nicht hinterfragte Wertungen und Annahmen. Das durch die Rollenspiele Erlebte wurde durch eine anschließende, ausgiebige Besinnung intensiv aufgearbeitet. Eine Armenierin drückte aus, dass ihr erst jetzt klar geworden sei, dass Toleranz nicht aus Überzeugung heraus entstehe, sondern dass Toleranz erst dann entstehe, wenn man bereit sei, seine eigenen Wertungen zu hinterfragen und sich neuen Sichtweisen zu öffnen. Eine Teilnehmerin setzte eines der Rollenspiele gleich bei einer zwei Wochen später stattgefundenen Großveranstaltung ein.
Mit großem Interesse, gleich bleibend hoher Einsatzbereitschaft und enormer Effizienz arbeiteten die Seminarteilnehmer/innen täglich an den Seminarthemen. Wir waren äußerst beeindruckt von der Professionalität und der Belastbarkeit unserer Kolleg/innen.
Expertenteam:Ingrid Luzie Haller, Walter Taglieber
Toleranz im Bild der Seminarteilnehmer
Anmerkungen:
IRRO - Institut der regionalen Bildungsentwicklung (Lehrerfortbildungsinstitut)
Die Teilnehmer stammen:
- aus Jekaterinburg (Schule Nr. 197, Schule Nr. 87, IRRO, Pädagogische Universität, Gebietsjugendpalast, Zentrum für psychische, medizinische und soziale Begleitung, Zentrum zur Prävention von Abhängigkeiten „Holis“, armenische Sonntagsschule)
- aus Nishnij Tagil Schule Nr. 86
- aus Rewda Schule Nr. 25
- aus Werchnyaya Salda Schule Nr. 2
- aus Werchnyaya Pyschma Schule Nr. 1 und Schule Nr. 2