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Nikitin Sergej Petrovich "Der Feiertag der Erde und des Sommers"


Vom 29.06.2005

Rubrik "Der Ural - unser gemeinsames Haus"

"Agapajrem" ist in Mari der Sommerfeiertag des Pfluges, verwandt mit dem russischen Fest "Borosda" und dem tatarischen "Sabantuj". Als Durchführungsort des Gebiets-"Agapajrem" wurde Bolschaja Tawra im Bezirk Krasnoufimsk gewählt. Dieses in der Tat große Dorf (mehr als zweitausend Einwohner) ist ein gutes Beispiel für den ganzen Bezirk.

In der hiesigen Mittelschule werden alle Schulfächer unterrichtet, einschließlich eines solch notwendigen Faches wie Informatik. Man kann die Traktoristenbescheinigung bekommen. Jährlich kommen 30-35 Kinder in die erste Klasse. Ungefähr ebensoviele kommen auf die Welt. Im Kreiskrankenhaus gibt es sieben Behandlungsräume, eine Poliklinik, einen Raum für die medizinisch-sanitären Prozeduren. In Bolschaja Tawra gibt es ungefähr hundert private Traktoren, der Viehbestand in den privaten  Nebenwirtschaften sinkt nicht.

Natürlich kann man dieses Dorf nicht "problemlos" nennen. Zum Beispiel, gibt es in der Schule weder einen Traktor noch einen Bus. Ein paar Kinder leiden an Skoliose. Anderthalb Dutzend Familien muss man leider als ungünstig bezeichnen. Ja, und bis zu der vollen Nüchternheit ist es hier bislang noch ein weiter Weg.

Noch sind sich die Tawrinzer in einem einig: solange die GmbH "Tawra" existiert, haben sie keine besondere Anlässe, sich Sorgen zu machen. Nach den Worten des Generaldirektors Michail Ilinbajew bringen das Haupteinkommen Kartoffeln, Milch und Schweinefleisch. Das Geheimnis der Stabilität des Betriebes sind seine "hausgemachten" Spezialisten. Außerdem versorgt die "Tawra" Betriebe außerhalb seines Gebietes mit Spezialisten und Führungskräften. Einige arbeiten in den Verwaltungsstrukturen des Bezirks, viele leiten kollektive und bäuerliche Wirtschaften.

Deshalb eilten Kollektive des Laienkunstschaffens und interessierte Zuschauer mit einem besonderen Gefühl zum "Agapajrem". Die einen mit dem Bus, die anderen mit dem Auto. Und die Teilnehmer am Reitwettbewerb kamen aus dem Mari-Dorf Ust-Masch mehr als zwanzig Kilometer zu Fuß, ihre Pferde am Zügel geführt, damit jene nicht vorzeitig müde wurden. Und nicht umsonst. Vorgreifend sagen wir, dass die Ustmascher im Wettbewerb die Plätze auf dem Siegerpodest eingenommen haben.

Die ganze vorhergehende Woche regnete es am Westlichen Uralgebirge, man musste den "Tag des Bezirkes" abblasen. Es wurde auch über eine Verlegung der traditionellen Marifeier gesprochen. Aber der "Hausherr" des Feiertages der Direktor der GmbH "Tawra" Michail Sanikajewitsch Ilinbajew bestand darauf: "Bereitet euch sorgfältig vor. Es wird nicht regnen".

Ungeachtet der niedrig ziehenden Wolken, haben die Tawrinzer mit Erleichterung aufgeatmet, als sie in ihren Reihen den Kart, den Maripriester B. Aleksandrov entdeckt haben. Die überzeugende Gestalt Boris Aleksejewitschs sprach für sich. Und in der Tat, bis zum Abschluss der Feier war es trocken, als ob die Natur selbst den Wünschen der Werktätigen des im Gebiete bekannten Unternehmens entgegen gekommen sei.

Die Lieder, mal übermütig, mal besinnlich, die Klänge der Ziehharmonika, der Trommel und des Dudelsackes klangen über die große Waldwiese zwischen Bolschaja und Russkaja Tawra. Die Stände, der Rauch der Kohlenbecken, der Platz für die Wettkämpfe zogen die Menschenmengen an. Aber Zentrum war die überdachte Bühne, vor der sich das Publikum aufstellte. Die Künstler wechselten einander ab, es gab eine besondere Bühnenkostümsschau, die wie im Spiegel die Bemühungen der Kultarbeiter nachzeichnete. Die Bugalyschzer hatten große Resonanz, wie die Sarsinzer im vorigen Jahr haben sie in das Ensemble verdiente und verehrte Leute einbezogen. Die Zusammensetzung der "Ushary" aus Ust_Mascha, des Kollektives "Erwij" aus Juwy war neu. Mit Temperament traten Malaja Tawra, Bagryschkowo, Kurki und Jekaterinburg auf. Sein ganzes Talent zeigte das harmonische Duett aus Malye Karsi "Mari ver"; schade, dass es nicht bei dem Festival des Mariliedes in Michailowska dabei gewesen war.

Das fünfstündige Konzert, das die zwölf Kollektive gaben, hat das kulturelle Niveau der 28-tausendköpfigen Diaspora der Mari am Mittleren Ural gezeigt. Nicht  alle Reaktionen der interessierten Zuschauer waren positiv. Man sprach auch davon, dass sich die Kollektive zu langsam entwickelten, dass es unter den Interpreten wenig neue Namen gäbe, in den Tänzen würden Klischees auftauchen, das Fehlen von Konzertpraxis und regelmäßiger Proben wäre offensichtlich..

"Agapejrem" ist ein guter Ort, sich zu treffen, Erinnerungen auszutauschen, die volkseigenen Talente zu demonstrieren. Er soll neue Energie geben, die Besten ermuntern, die anderen lehren, und das Wesentliche: uns in ein einheitlich Ganzes vereinigen. Bis zum heutigen Tag ist der Feiertag Gegenstand der Fürsorge der lokalen Unternehmen, der Verwaltungen, der Kulturabteilungen des Bezirks Krasnoufimsk und seiner benachbarten Bezirke. Doch der neue, der Gebietsstatus stellt seine Forderungen, erinnert an die Notwendigkeit, die Themen des Feiertages, seine Formen und Methoden der Organisation zu erweitern.

Schon das zweite Jahr "schenkt" "Agapajrem" ein neues Buch - in diesem Jahr wurden "Tawra und seine Menschen", geschrieben von einem Autorenkollektiv unter der Leitung des verdienten Arbeiters der Kultur der Republik Marij El A. Sapin, und ein zweites Buch "Wendungen des Lebens" in der Marisprache herausgegeben.

Wie der Leiter der Bezirksverwaltung P.Losev richtig bemerkt hat, ist noch eine Tradition entstanden: Alles Neue kommt aus dem Süden des Bezirkes und den mutigsten Projekte hauchen Frauen das Leben ein. Ich will wenigstens ein paar Namen nennen: Irina Semenovna Jartseva, Direktor der Bolschetawrinsker Schule, Mathematiker mit mehr als zwanzig Jahren Schuldienst. Der Chefarzt des Kreiskrankenhauses Swetlana Grigorevna Sapina, der stellvertretende Leiter der ländlichen Verwaltung Zinaida Alekseevna Pastuhova. Arbeitsplätze geschaffen hat im "Transit"-Bezirk Krasnoufimsk die gerade erst eröffnete Imbissstube "Tawrinsker Treffen" - schon das dritte derartige Objekt auf dem Gebiet des Dorfes. Und wer leitet sie? Richtig, eine Vertreterin des schönen Geschlechtes, Ljubow Wassiljewna Gasimowa.

Vom Gespräch über den Feiertag "Agapajrem" bin ich zur Erzählung über die Frauen von Tawra übergegangen. Weil Frau und Feiertage, Frauen und die Geburt von etwas Neuem nicht voneinander getrennt werden können. Ich glaube und ich hoffe, dass gerade die Frauen dem altertümlichen Feiertag "Agapajrem" etwas Neues und Schönes bringen werden.

Nikitin Sergej Petrovich

Übersetzung aus dem Russischen durch Herrn Alexander Kahl